21.09.2016
Warum ich Euch nerve mit dem Löschen meines Whatsapp-Kontos
tl;dr: Man kann nicht verhindern, dass Whatsapp alles mögliche an Facebook weitergibt. Damit ist eine rote Linie überschritten.
Es tut mir leid. Kurznachrichten sind praktisch. Ich verzichte auf sie nicht, aber ich verzichte ab dem 24.09.2016 auf Whatsapp.
Es wird für viele also leider umständlicher, mit mir zu kommunizieren.
Ich habe Signal, Telegram und Threema. Wer keinen dieser Messenger hat, kann einen davon installieren, dann ist es eigentlich wie vorher mit Whatsapp. Mehrere Messenger zu haben, stört mich nicht. Oder ihr schickt mir wieder SMS, allerdings antworte ich dann vielleicht etwas einsilbig, weil die mich immer 9 Cent kosten. Wenn nötig, besorge ich mir wieder eine Flat dafür.
Gruppen
Das Hauptproblem betrifft die Gruppen. Ich werde künftig manche wichtigen Dinge verpassen. Das betrifft derzeit vor allem die beiden Sportvereine zweier meiner Kinder. Über die entsprechenden Gruppen werden vielerlei Infos ausgetauscht, die wichtig sind für Training, Turniere und Spiele. Wie ich diese Informationen künftig bekomme, weiß ich noch nicht, ich will aber versuchen, Lösungen zu finden. Vorläufig leiten mir vielleicht nette Leute das wichtigste weiter. Natürlich würde es mich freuen, wenn diese Gruppen einen anderen Messenger nehmen würden, die Funktionen sind ja dieselben, aber Gruppen sind träge und es wird immer Leute geben, die meine Gründe unsinnig finden, also erwarte ich da keinen kollektiven Wechsel.
Warum ich mein Whatsapp-Konto lösche
WhatsApp hat mal etwas gekostet, zwar sehr wenig, aber es konnte sich finanzieren dadurch, die Gründer haben damit ein Vermögen gemacht. Nach dem Kauf von Whatsapp durch Facebook wurde Whatsapp kostenlos. Wie es sich künftig finanzieren will, war lange offen, aber seit kurzem weiß man es: Natürlich durch die Nutzung der Nutzer-Daten. Dabei hatte Whatsapp damals versprochen, dass die Daten mit Facebook nicht ausgetauscht werden:
Die Daten der beiden Dienste sollen nicht vermischt werden.
Man muss bis zum 25.09.2016 den neuen Nutzungsbedingungen von Whatsapp zustimmen, sonst kann man es nicht mehr benutzen. Wenn man zustimmt, stimmt man auch zu:
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Dass Whatsapp Daten an Facebook weitergibt; welche Daten, steht da nicht genauer, ausgeschlossen sind nur Inhalte der Kommunikation, also die Nachrichten selbst. Damit könnten weitergegeben werden: Telefonnummern, Adressbuch, Nutzungsverhalten, Profilinformationen, und Metadaten, also mit wem habe ich wann kommuniziert.
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Dass diese Daten von Facebook für Werbezwecke verwendet werden können - natürlich zur “Verbesserung der Nutzungserfahrung”.
Durch ein bestimmtes Häkchen kann man der Weitergabe an Facebook zu Werbezwecken widersprechen. Dieses Häkchen muss bis vier Wochen nach der Zustimmung zu den neuen Bedingungen entfernt werden, danach ist diese Entscheidung nicht mehr reversibel. Neue Nutzer haben nicht die Möglichkeit, dieser Weitergabe zu Werbezwecken zu widersprechen. Das steht so in der FAQ von Whatsapp.
Aber Achtung: Zu Werbezwecken. In den FAQ steht ausdrücklich auch, dass Facebook die Daten trotzdem bekommt, aber eben nicht zu Werbezwecken nutzen darf.
Whatsapp sagt, dass im Moment nicht geplant ist, die meisten dieser Daten auch weiterzugeben. Derzeit ginge es nur um die eigene Telefonnummer. Diese Meinung kann sich ja aber jederzeit ändern, wenn ich einmal zugestimmt habe. So, wie sich die Meinung von Whatsapp geändert hat, es bliebe unabhängig und autonom, die 2014 bei der Übernahme durch Facebook geäußert wurde.
Das geht einfach viel zu weit
Es mag ja altbacken klingen, aber ich möchte weiterhin nicht, dass meine Daten weitergegeben werden von jedem an jeden. Ich möchte insbesondere nicht, dass mein Adressbuch von einer App auf meinem Smartphone an Facebook oder sonst irgendwen weitergegeben wird, zu welchen Zwecken auch immer. Ich möchte das auch den Leuten in meinem Adressbuch gegenüber nicht verantworten. (Ich möchte auch nicht, dass meine Nummer von anderen Whatsapp-Nutzern über Whatsapp an Facebook weitergegeben wird, aber das scheint sich derzeit gar nicht mehr verhindern zu lassen, es sei denn, dies hat Erfolg.)
Mir ist es wesentlich lieber, ich bezahle in Euro für so einen Dienst, als mit meinen Daten und derer meiner Freunde und Bekannten. Threema kostet z.B. 2 Euro einmalig und legt sehr viel Wert auf Datenschutz.
Also, sorry noch Mal, dass ich nerve. Whatsapp hat mit diesen neuen Bedingungen aber tatsächlich eine rote Linie überschritten, und es ist mir halt nicht egal.
Tags: Politik, Datenschutz
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