06.12.2010

Erstaunlich an cablegate ist nur, dass so wenig erstaunliche Dinge zu Tage treten

Erstaunlich an cablegate ist nur, dass so wenig erstaunliche Dinge zu Tage treten.

Herr Murphy, der amerikanische Botschafter in Berlin, scheint seinen Job relativ gut zu machen. Seine Einschätzungen zu Westerwelle und Merkel treffen immerhin den Nagel auf den Kopf und er nimmt die zugetragenen Informationen von allen Seiten bereitwillig entgegen. Was aus seinen Berichten an seine Chefin ist wirklich überraschend? - Nichts. Es sei denn, man hat etwas gegen den vertraulich-arroganten Grundton, mit dem die fremde deutsche Kultur eingeschätzt wird, aber das ist ihm kaum übel zu nehmen. Es ist höchstens etwas unprofessionell.

Das nur zu den Dokumenten der deutschen Botschaft. Zu den wenigen wirklichen Neuigkeiten, die wir durch Cablegate erfahren haben, zählt, dass arabische Regierungen die USA darum gebeten haben sollen, den Iran anzugreifen. Was noch?

Erstaunlich ist, dass durch die Berichte tatsächlich bisher keine einzige richtig große Schweinerei zu Tage getreten ist. Die Harmlosigkeit der Depeschen und ihre Übereinstimmung mit dem, was man sowieso wusste, das ist die Neuigkeit. Wer hätte den USA zugetraut, so wenig geheime Strategien zu verfolgen? Und tatsächlich so rat- und planlos zu sein in vielen Bereichen?

Verschwörungstheorien haben nach Cablegate jedenfalls keine Konjunkur, auch wenn die ganz geheimen Mitteilungen der Botschaften über andere Kanäle gegangen sind.

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